22.11.2023
Seit dem 1. Oktober verstärkt Jérôme Korn-Fourcade (43) die Regionalleitung der BBT-Region Tauberfranken-Hohenlohe. Als einer der Prokuristen der BBT-Gruppe verantwortet er die kaufmännischen Belange der Einrichtungen rund um das Katholische Klinikum Koblenz-Montabaur und die Barmherzigen Brüder Saffig. Bis zur Neubesetzung der Stelle des Regionalleiters 2 wird er interimistisch unsere Region unterstützen. Im Interview schildert er seine ersten Eindrücke und äußert sich zu den Herausforderungen, vor denen das Gesundheitswesen in Gänze derzeit steht.
Herr
Korn-Fourcade, Sie sind jetzt seit knapp zwei Monaten auch für die
Einrichtungen der BBT-Gruppe in der Region Tauberfranken-Hohenlohe mit
verantwortlich. Wie waren die ersten Tage im neuen Umfeld und wie wurden Sie
aufgenommen?
Korn-Fourcade: Zunächst ist es mir wichtig zum Ausdruck zu bringen, dass
die wechselseitige Unterstützung zwischen den Regionen und Einrichtungen unseres
Trägers ein wichtiger Teil unserer Kultur und unseres gemeinsamen
Führungsverständnisses ist. Mit dem Kollegen Thomas Wigant, aber auch mit den
meisten Direktoriumsmitgliedern, bin ich bereits seit mehreren Jahren auf der
Arbeitsebene gut vernetzt. Von daher komme ich hier nicht in ein völlig neues
Unternehmen und das hilft natürlich dabei, sich schnell zu orientieren und
zurechtzufinden.
Meine ersten Eindrücke decken sich sehr gut mit meiner
Erwartungshaltung: Wir haben hier tolle Einrichtungen, die jede für sich
betrachtet eine wichtige Rolle für die Gesundheitsversorgung der Großregion
spielen und die in der gemeinsamen Vernetzung einen echten Mehrwert für die
Menschen in einem eher ländlich geprägten Einzugsgebiet darstellen.
Die Kolleginnen und Kollegen hier haben mich super gut und
ohne Berührungsängste aufgenommen, und ich darf eine sehr lebendige und vor
allem engagierte Dienstgemeinschaft erleben. Das macht für mich das Ankommen
und den Einstieg in die Sachthemen sehr einfach. Dafür an dieser Stelle ein
großes Dankeschön.
Was sind aktuell
die großen inhaltlichen Themen die uns in den Einrichtungen bewegen?
Korn-Fourcade: Aus einer Makroperspektive betrachtet, gibt es natürlich
die großen Trends wie demographischer Wandel, Fachkräftesituation,
Digitalisierung, Ambulantisierung der Medizin und die politisch noch nicht zu
Ende diskutierte Krankenhausreform. In unsere Region und in die Einrichtungen
hineingezoomt, geht es darum, unternehmerische Antworten auf diese drängenden
Fragen unserer Zeit zu finden und zugehörige Maßnahmen abzuleiten. Da sind wir
an vielen Stellen und in vielen Unternehmensteilen unterwegs.
Das Jahr 2024 wird für unsere Klinikstandorte vor allem von
der weiteren Umsetzung der Maßnahmen aus dem Krankenhauszukunftsgesetz geprägt
sein. Hier geht es um die Digitalisierung unserer Dokumentation und von heute
teils noch händischen Prozessen.
Darüber hinaus sind wir über alle Standorte hinweg in Bau-
und Renovierungsmaßnahmen aktiv. Unserer Einschätzung nach braucht es neben
qualifiziertem und engagiertem Personal auch eine zukunftsfähige Infrastruktur.
Das geht in den öffentlichen Diskussionen rund um den Fachkräftemangel manchmal
ein wenig unter. Am Standort Öhringen entsteht ein kompletter Krankenhausneubau,
in Künzelsau ein neues Hospiz und in Bad Mergentheim treiben wir die bereist im
Bauprogramm des Landes Baden-Württemberg aufgenommenen Maßnahmen rund um die
Erneuerung der Zentralen Notaufnahme weiter voran. In Tauberbischofsheim haben
wir einen Neubau mit einer sehr guten Bausubstanz, vor allem im Bereich der
Psychiatrie, und schauen nun, wie wir die Infrastruktur der somatischen
Angebote weiter verbessern können. Wir sehen, dass unsere Angebote von den Patientinnen
und Patienten wahrgenommen werden und passen dementsprechend auch baulich an.
Im Bereich der Bildungsdienste sind wir ebenfalls sehr
aktiv. Das gilt sowohl für die Ausbildung von Physiotherapeuten in unserer
Tochtergesellschaft Sanitas als auch für unsere Krankenpflegeschulen. Da wir
dort regelhaft über unseren eigenen Bedarf hinaus ausbilden, verstehen wir
diesen Bereich auch als wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe, junge
Menschen für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen zu begeistern und gut zu
qualifizieren. Wie gesagt, es ist vieles in Bewegung und das ist gerade in
Zeiten, wie wir sie aktuell erleben, auch gut so. Denn es zeigt, dass wir an
neue Situationen anpassungsfähig sind und Veränderungen mit Zuversicht und weniger
mit Ängsten begegnen können.
Große
Veränderungen stehen ja auch in Bezug auf die angekündigte Krankenhausreform
bevor. Gibt es hierzu bereits Einschätzungen wie sich diese auf die
Einrichtungen der Region auswirken wird und wie wird der Weg dorthin gestaltet?
Korn-Fourcade: Die finale Fassung der Krankenhausreform ist aktuell noch
Gegenstand der politischen Diskussion. Was wir heute bereits wissen ist, dass
medizinische Fachabteilungen und Leistungsangebote über die aus der
Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen bekannten Leistungsgruppen feiner
ausdifferenziert und mit Qualitätskriterien hinsichtlich der strukturellen
Vorhaltung versehen werden. Diese überprüfen wir aktuell und schauen, welche Notwendigkeiten
sich daraus für unsere einzelnen Krankenhausstandorte ergeben. Wenn man sich
die Zielsetzung der Reform vor Augen führt, dann geht es ja auch darum, gute
und etablierte medizinische Versorgung in eher ländlich geprägten Regionen zu
erhalten und diese nicht von der Versorgungssituation im urbanen Raum
abzuhängen. Wir betreiben in Tauberbischofsheim und in Öhringen Häuser der
Grund- und Regelversorgung und in Bad Mergentheim ein Krankenhaus der
Schwerpunktversorgung. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels werden
wir nicht nur heute, sondern auch in Zukunft dringend gebraucht.
Der Weg hin zu einer neuen Struktur der medizinischen
Versorgung wird für alle Leistungserbringer ein schwieriger werden. Noch
besteht keine Klarheit über die konkrete Ausgestaltung der angedachten
Vorhaltefinanzierung, und auch ein Vorschaltgesetz zur auskömmlichen
Finanzierung der Tarifsteigerungen im kommenden Jahr ist aktuell noch nicht
absehbar. Da ist es mit Blick auf unsere Einrichtungen gut, im Verbund und nicht als Einzelkämpfer
unterwegs zu sein.